Offenes Bein

Medizinisch: Ulcus cruris venosum

Offenes Bein (Ulcus cruris venosum)

Wenn Wunden nicht heilen

Als offenes Bein werden schlecht oder gar nicht heilende Wunden am Unterschenkel bezeichnet. Das offene Bein ist eine offene Wunde, meist am Innenknöchel, und tritt mit zunehmendem Lebensalter häufiger auf. Einem Ulcus cruris liegen häufig mehrfache Erkrangungen zugrunde. Fast immer sind unbehandelte Durchblutungsstörungen die Ursache von offenen Beinen. Auch Diabetes begünstigt die Entstehung eines Ulcus. Vor allem Frauen sind betroffen. Die häufigste Ursache von nicht spontan abheilenden Wunden ist chronisch-venösen Insuffizienz, die jetzt Jahren besteht. Mediziner sprichen denn von einem venösen Beingeschwür.

Wie entsteht ein offenes Bein?

Durch die chronische Venenschwäche (medizinisch: chronisch-venöse Insuffizienz) sind die Venen nicht mehr in der Lage, das Blut zügig aus den Beinen zum Herzen zu transportieren. Das Blut staut sich und weitet die Venen. Der Rückstau schädigt schließlich die kleinsten Blutgefäße, die sogenannten Kapillaren. Sie versorgen die Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen und transportieren Abbauprodukte des Stoffwechsels ab. Diese Aufgaben können die geschädigten Kapillaren nicht mehr ausreichend erfüllen. Zunächst wird die Haut in den betroffenen Bereichen empfindlich, verliert ihre Elastizität und wird hart. Schließlich stirbt die Haut ab und aus einer minimalen, kaum spürbaren Verletzung entsteht eine offene, nässende Wunde.

Die offene Wunde ist sehr schmerzhaft. Keime, die sich in der Wunde und deren Umgebung ansiedeln, verursachen unangenehme Gerüche. Häufig trauen sich die Betroffenen dadurch nicht mehr unter Menschen. Wegen der Schmerzen gehen die Patienten in eine Schonhaltung, bei der das Bein kaum noch bewegt wird? Dies wiederum hat zur Folge, dass der Pumpmechanismus, der das Blut in Richtung Herzen bewegt, ausgeschaltet w Ein Teufelskreis entsteht.

Heilungsprognose

Manche Menschen leiden seit Jahren unter einem offenen Bein. Auch für solche Patienten gibt es gute Aussichten auf Heilung: ca. 90 Prozent aller venösen Unterschenkelgeschwüre können unter Ausnutzung aller heute zur Verfügung stehenden Therapieverfahren zur Abheilung gebracht werden.

Phasen der Behandlung und Heilung

Phase 1: Wundreinigung

Als Folge der chronischen Beinvenenschwäche ist die Wunde beim offenen Bein meist von verhärtetem Bindegewebe umgeben, das entfernt werden muss. Alternativ können Salben eingesetzt werden, die den Belag auflösen bzw. aufweichen und reinigen. Spezielle Vliesstoffe quellen in der feuchten Wunde auf und saugen sich mit Wundsekret voll. Bei bakteriell entzündeten Wunden kommen Verbände mit Silberpartikeln zum Einsatz, die die Wunde desinfizieren.

Phase 2: Bildung von neuem Bindegewebe

In der zweiten Phase der Wundheilung bemüht sich der Körper, die Lücke in der Haut auszufüllen. Um das Wachstum des Bindegewebes zu unterstützen, werden Plattenverbände (Hydrokolloid- und Hydropolymerverbände) aufgelegt, die die Bindegewebsproduktion anregen und die Wunde feucht halten.

Phase 3: Bildung neuer Haut

In der dritten Phase der Wundheilung zieht sich die Wunde zusammen und Hautzellen wachsen vom Wundrand heran, um die Wunde zu schließen. Da die Phasen 1 und 2 der Wundheilung bei chronischer Beinvenenschwäche stark gestört sind, erreichen die meisten offenen Beine die 3. Phase im Allgemeinen nicht ohne unterstützende Wundbehandlung. Auch in dieser letzten Phase muss noch ein ausgewogenes Maß an Feuchtigkeit in der Wunde sein und ein Festhaften des Verbandes auf der zarten jungen Haut muss vermieden werden. Zu diesem Zweck werden zumeist dünne Plattenverbände (Hydrokolloid- oder Hydropolymerverbände) eingesetzt.

Um diese Phase abzukürzen, kann eine optimal granulierende Wunde auch im Rahmen einer Operation (ggf. in örtlicher Betäubung) mit körpereigener dünner Haut bedeckt werden. Hierfür gibt es mehrere OP-Techniken, bei denen entweder kleine Hautinseln verpflanzt werden oder dünne Hautläppchen ggf. auch als Netz auf die Wunde aufgebracht werden.

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